Wie stimmt man eine Gitarre?
Von E zu E - aber wie stimmt man eine Gitarre?
Was ist das für eine Frage? – Mit einem sogenannten „Clip-Tuner“ natürlich!
Für Gitarrenanfänger erleichtert dieses kleine Zubehör das Gitarrelernen enorm und ist heute wohl auch die beste und leichteste Methode, eine Gitarre zu stimmen.
Es ist aber noch gar nicht so lange her, da gab es diese kleinen und praktischen Helferlein noch nicht. Trotzdem wurde gestimmt … aber wie?
Es gibt mehrere Möglichkeiten eine Gitarre zu stimmen oder auch nachzustimmen. Sei es, während des Spielens oder um ein „genaueres“ bzw. „harmonischeres“ Klangbild herzustellen (denn nicht alle Gitarren sind bundrein). Gleichzeitig wird damit das Hörempfinden trainiert, das es möglich macht - so ganz nebenbei - einzelne Gitarrensaiten nachzustimmen. Der Pilot würde sagen zu "trimmen".
Im Folgenden die wichtigsten Methoden:
Der Clip-Tuner
Dieses Gerät braucht kaum erklärt zu werden. Entweder wird es gleich zur gekauften Gitarre mitgeliefert oder man kauft es sich direkt als nützliche Ergänzung dazu.
Der Clip-Tuner wird einfach an die Kopfplatte der Gitarre geklemmt und bekommt die „Toninformation“ dann als Schwingung über die Gitarrenhölzer (Steg-Gitarrendecke-Hals-Kopfplatte) geliefert.
Weil der Clip-Tuner KEIN Mikrofon benutzt - so wie die ersten Generationen von Stimmgeräten - hat man als Gitarrenspieler auch die Möglichkeit, innerhalb einer Geräuschkulisse zu stimmen.
Dies ist der größte Vorteil dieses Ansteck-Stimmgerätes: Man kann sowohl auf einer Bühne unabhängig vom umgebenden Lärm stimmen; ein Lehrer kann in der Klasse trotz sprechender Schüler stimmen, im Kindergarten kann die Erzieherin trotz Kinderlärm stimmen usw.
Für den zu Hause übenden Gitarrenanfänger, der normalerweise beim Gitarrespielen eine ruhige Umgebung hat, ist ein Clip-Stimmgerät nicht unbedingt nötig. Da würde es ein herkömmliches Stimmgerät genauso tun.
Das mikrofonorientierte Stimmgerät bietet nämlich auch einen kleinen Vorteil: Es überlebt auch einmal einen Sturz auf den Boden! Hier ist der Clip-Tuner durch die meist recht filigrane Verbindung von Clip und Stimmgerät meist im Nachteil: Er zerbricht gerne bei einem Sturz auf den Boden!
Diesen Nachteil sollte man aber nicht unbedingt überbewerten, denn diese praktischen Clip-Stimmgeräte kosten inzwischen schon unter 5 Euro, sodass eine Neuanschaffung meist kein Problem ist.
Beim Anstecken des Cliptuners an die Kopfplatte der Gitarre sollte man allerdings auch darauf achten, dass die flache aufliegende Verbindung der Clipeinheit wirklich flach auf der Kopfplatte der Gitarre aufliegt. Ansonsten kann es sein, dass die Schwingungen nicht gut übertragen werden und der Tuner teilweise falsche Töne anzeigt.
Also: Einfach den Gitarrentuner an die Kopfplatte klemmen, einschalten, den Modus ‚C‘ für „Chromatisch“ oder ‚G’ für „Gitarre" wählen – falls das Gerät mehrere Auswahlen besitzt – und Saite für Saite stimmen.
Diese Stimmgeräte erklären sich von selbst. Angezeigt wird der Ton bzw. Tonbereich. Ein LCD-Pfeil zeigt, ob man an der Gitarrenmechanik tiefer oder höher stimmen muss, zudem wechselt die Farbe der Anzeige. Entweder zwei- oder dreifarbig, je nach Ausstattung des Gerätes. Einfacher geht es tatsächlich nicht.
Diese praktischen Cliptuner sind schon für Kinder ab ca. 8 Jahren zu verstehen und zu bedienen.
Wer ein Stimmgerät speziell für Kinder sucht, sollte darauf achten, dass möglichst wenige Knöpfe und Möglichkeiten an Einstellungen vorhanden sind. Ideal ist hierbei eine „Einknopf-Bedienung“.
Mit diesem Knopf wird Ein und Aus geschaltet. Die verschiedenen Modi werden ebenfalls mit diesem Knopf durch kurzes Drücken eingestellt.
Die 5-5-5-4-5-Methode
Neben dem Clip-Tuner ist das die einfachste und gebräuchlichste Methode, um eine Gitarre zu stimmen. Nachteil: Man braucht einen Referenzton, um mit anderen Instrumenten „richtig“ gestimmt zu sein. Wer alleine Gitarre spielt, dem kann das ziemlich egal sein. Wie funktioniert das nun? Die Ziffern geben den jeweiligen Bund der Gitarrensaiten an, in denen gegriffen wird, um die nächsthöhere Saite zu stimmen. Wer sich mit den Tonbezeichnungen (Noten) befasst hat, kann anhand der Bezeichnung schon ahnen, warum diese Methode so heißt.
Es gilt folgendes:
Saite E6 im 5. Bund = A
Saite A5 im 5. Bund = D
Saite D4 im 5. Bund = g
Saite g3 im 4. Bund = b
Saite b2 im 5. Bund = e’
Im Gegensatz zum Clip-Tuner wird hierbei auch das Gehör trainiert, denn man muss sich entscheiden, ob der gegriffene und der zu stimmende Ton wirklich gleich ist. Eindeutig zu hoch oder zu tief ist leicht zu erkennen - anders sieht es bei der ‚Feinabstimmung‘ aus. Je näher sich die Töne angleichen, desto schwieriger wird es für ungeübte Ohren, tatsächlich gleich zu stimmen. Genaues Zuhören hilft. Interferenzen sorgen dafür, dass bei kleinen Schwingungsunterschieden die Töne auf der Gitarrensaite nicht gleichbleibend klingen, sondern dass sie mal etwas lauter, mal etwas leiser zu sein scheinen. Man nimmt es in der Art wie ein ‚ui-u-i-ui-u-i …‘ wahr. Ist man an der Stelle angelangt, heißt es, gaaaaaanz vorsichtig an der Mechanik zu drehen, bis beide Töne stabil sind.
Die Flagolet- (Harmonics-) oder 5-7-Methode
Die „natürlichen“ Flagolets schon ausprobiert? Nein? Dann jetzt mal ausprobieren: Einen Finger genau (!) über das Bundstäbchen des 12. Bundes legen und Saiten anschlagen. Nach dem Erklingen des Tones wird der Finger von der Saite genommen. Das funktioniert ebenso gut über dem 7. und dem 5. Bund; die letzten beiden werden wir zum Stimmen brauchen.
Wie bei der 5-5-5-4-5-Methode brauchen wir auch hier einen Referenzton. In der Regel ist das der offizielle Kammerton A=440Hz. Diesen kann man sich wieder mit einer Stimmgabel geben.
Nun kann man loslegen:
Finger leicht auf 5. Bundstäbchen auf Saite E6 = Finger leicht auf 7. Bundstäbchen auf Saite A5
Finger leicht auf 5. Bundstäbchen auf Saite A5 = Finger leicht auf 7. Bundstäbchen auf Saite D4
Finger leicht auf 5. Bundstäbchen auf Saite D4 = Finger leicht auf 7. Bundstäbchen auf Saite g3
Finger leicht auf 7. Bundstäbchen auf Saite E6 = offene Saite b2
Finger leicht auf 5. Bundstäbchen auf Saite b2 = Finger leicht auf 7. Bundstäbchen auf Saite e1
Auch hier gilt, dass das Gehör dabei trainiert wird. Wie bei der 5-5-5-4-5-Methode ist eine Gitarrensaite dann richtig gestimmt, wenn die leichten Intereferenzen (ui-u-i-ui-u-i- …) verschwunden sind und beide Saiten den exakt gleichen Ton wiedergeben.
Sonstiges
Weiter oben wurde die Stimmgabel (mit Kammerton 440Hz) erwähnt. Sie bietet sich bei Akustikgitarren an. Die Gabel zum Schwingen gebracht, indem man das Gabelende auf eine harten Gegenstand schlägt und mit der Kugel dann auf die Decke hält. Die Schwingungen der Stimmgabel übertragen sich auf die Gitarre und man hört diesen Ton. Wer genau zuhört, wird feststellen, dass der Ton der Stimmgabel höher scheint als der der offenen A-Saite. Das ist richtig, denn die offene A-Saite hat eine Schwingfrequenz von 110Hz.
Für den interessierten Gitarren-Physiker (offen gespielte Saiten):
E6 = 82,41 Hz
A5 = 110,0 Hz
D4 = 146,8 Hz
g3 = 196,0 Hz
b2 = 246,9 Hz
e1 = 329,6 Hz
Spielwiese
Man kann die Flagolets, international Harmonics genannt, nicht nur zum Stimmen der Gitarre, sondern auch zum Melodiespiel gebrauchen. In Songs von Tommy Emmanuel, Yes uvm. kann man das hören. Aber wie wäre es mit Ausprobieren?
Bei der folgenden Bundbezeichnung den Finger immer genau (!) über das jeweilige Bundstäbchen legen:
D12 - g12 - b12 - g7 - D7 - b12 - A5 - g12
Die Melodie klingt bei diesen Notenlängen am besten: 1/4 - 1/4 - 1/4 - 1/4 – 1/2 - 1/4 - 1/4 - 1/1
Viel Spaß beim Stimmen und beim Ausprobieren von Melodien!