Da steht sie nun im Ständer: Die neue Gitarre. Vielleicht war der Händler so freundlich, die Gitarre zu stimmen, aber was jetzt? Alle Saiten leer anschlagen macht einen Em11 oder A9sus/E oder G6/9 Akkord. Das reicht nicht, um Lieder zu spielen. Wie soll es jetzt weitergehen? Wer bringt einem die Akkorde bei? Ein Gitarrenlehrer? Eine (städtische) Musikschule? Eine freie Musik-/Gitarrenschule? Die Volkshochschule (VHS)? Oder kann man es sich auch selber beibringen?
Es gibt viele Bücher für Gitarrenanfänger. Warum also nicht autodidaktisch an die Sache herangehen? Schließlich haben so Leute wie Keith Richards, Rory Gallagher, Tommy Emmanuel oder Guthrie Govan sich auch alles selber beigebracht. Kann ja nicht so schwierig sein...
Autodidaktisch lernen – einfach oder schwierig?
Eigentlich liegt alles am „inneren Schweinehund“, wenn man mal das persönliche Zeitmanagement außer Acht lässt. Am Anfang ist alles mehr oder weniger schwer, weil alles ungewohnt. Die Finger der Greif- und Schlaghand müssen auf einmal Bewegungsabläufe machen, die im ‚normalen‘ Leben so nicht vorkommen. Und ja, anfangs schmerzen die Finger ein wenig – bis sich Hornhaut gebildet hat. Und auch ja, am Anfang werden so gut wie alle Akkorde nicht auf Anhieb gut klingen, so manche Saite macht ein ‚Plock‘ anstelle eines Tones, und es wird einem bewusst, dass das doch nicht ganz so einfach ist, wie oft zu hören/lesen oder wie es auf Videos aussieht oder sich auf Alben anhört, gleich ob Chet Atkins, Robert Johnson, Les Paul, Eric Clapton, Jeff Beck oder auch Reinhard Mey.
Es geht also. Alle oben Genannten brachten sich das Gitarre spielen selber bei ohne formale Ausbildung; letztlich kann man auch Django Reinhardt dazu zählen, dem vom Familienclan geholfen wurde (wie auch Bireli Lagrène, ebenfalls ‚Zigeuner‘).
Was also braucht man zum Selberlernen?
1. Eine Gitarre - egal ob Konzert-, Western- oder E-Gitarre
2. Geduld und Disziplin
3. die Fähigkeit, sich Zeit ‚freizuschaufeln‘
4. Lust zum Lernen
5. Überwindung, den anfänglichen Schmerz in den Fingerkuppen zu ignorieren
6. zum Anfang ein einfach gehaltenes Lehrbuch wie z.B. „Guitar-TV-Gitarrenschule ohne Noten"
Die Gitarre
Mit welcher Gitarre man anfangen soll ... mit dieser Diskussion lassen sich ganze Bücher füllen. Die „alte Schule“ sagt: "Auf jeden Fall mit einer Konzertgitarre" (Nylonsaiten). Die meisten internationalen Songwriter sagen: "Am besten mit einer Westerngitarre" (Stahlsaiten), während andere gleich zu Anfang eine E-Gitarre empfehlen.
Es kommt dabei auf zwei Dinge an:
1.) Mit welcher Gitarre fühle ich mich wohl?
2.) Wohin geht mein Interesse - was möchte ich gerne auf der Gitarre spielen?
Nur das sollte für die Gitarrenwahl ausschlaggebend sein, denn mit einer Gitarre, mit der man sich nicht wohl fühlt, die ggf. nicht so klingt, wie man es sich vorstellt, mit der man ggf. nicht das spielen kann, was man möchte, wird man weder Spaß haben, noch wird man sich Zeit zum Gitarrelernen nehmen.