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PENTATONIK

Pentatonik für die Akustikgitarre

Wie sinnvoll ist es, Pentatonik auf einer Akustikgitarre zu üben?

Über kurz oder lang hört jeder Anfänger von der „Pentatonik“. Die Frage ist: Macht es Sinn, als Gitarrenanfänger diese Skala zu üben? Man kann vortrefflich darüber streiten, wann es sinnvoll ist, diese (oder andere Skalen) zu üben – oder ob überhaupt.

Es gibt Gründe dagegen, aber auch einige dafür, selbst wenn man kein „Sologitarrist“ werden möchte. Es gibt schließlich nicht nur Gitarrensoli, sondern auch Gitarrenlicks, also Verbindungen zwischen Gitarrenakkorden. Als Beispiel mag „Stairway to heaven“ von Led Zeppelin dienen, bei dem Jimmy Page zwischen den einzelnen Strophen einen Lick setzt, um keine Pause oder einen stehenden Akkord an dieser Stelle zu haben …

Andere Gründe


Wie auch die Kletterübung, auch Spinne bzw. Spider genannt, ist sie bestens zum Warmspielen geeignet. Zudem erhält man so den ersten Einblick darin, was man ggf. aus einem Akkord so machen kann, wenn die Pentatonik mit ins Akkordspiel eingebunden wird.
Ein weiterer Grund ist, dass man den Zusammenhang zwischen Noten und Akkorden quasi per Gehör und nebenbei erlernen kann. Es ist letztlich wesentlich effektiver, nach dem Auswendiglernen des Schemas, dieses auch bei Barrégriffen anzuwenden (also andere Lagen als bei den „offenen Akkorden“), als mehrfach das Gleiche per Tabs. Noten sind hierbei nicht so aussagekräftig, da sie die Spiellage, also an welcher Stelle des Griffbretts und damit mit welchen Saiten, nicht angeben (können).

Nicht zu vergessen, ist es die erste Stufe, um die Moll-Tonleiter zu erlernen (siehe rechts). Und hier zeigt sich, wie sinnvoll es ist, sich die Kletterübung schon als Gitarrenanfänger einzuverleiben. Bei strikter Befolgung - egal welche Reihenfolgen der Finger pro Saite angespielt werden - prägt sich das Grundmuster „jeder Finger ein Bund“ so ein, dass sich die Finger automatisch setzen. Oft genug wird dieses Muster aus verlangter Setztechnik (bei einer Akkord-Lick-Kombination) durchbrochen – aber dann „wissen“ die Finger von alleine, welcher sinnvoller ist.

Was ist Pentatonik?

Penta = griechisch fünf. Soll heißen, diese Tonleiter besteht nicht aus 7+1 Noten, sondern nur aus 5+1. Es gibt fünf verschieden positionierte Pentatoniken; es soll hier nur auf eine eingegangen werden, die am gebräuchlichsten ist.
Strenggenommen, ist die Pentatonik eine reduzierte Moll-Tonleiter. Anstatt bei z.B. der E-Moll-Tonleiter E-F#-G-A-B-C-D (-E) [E0-E2-E3-A0-A2-A3-D0 – D2], benötigen wir in der E-Moll-Pentatonik nur E-G-A-B-D (-E) [E0-E3-A0-A2-D0 – D2]. Dieses Schema braucht man nur ein einziges Mal auswendig zu lernen, denn es gilt natürlich für alle Moll-Reihen von E bis D#/Eb. Durch diese Einfachheit bietet sich die Pentatonik gerade auch für Gitarrenanfänger an, die mit dem Gitarre lernen gerade beginnen.
Doch was kann man damit anfangen?

Wozu braucht man die Pentatonik?


Jeder, der sich Blues, Rock, Country & Western, Liedermacher oder Folk anhört, wird Teile der Pentatonik zumindest zwischen Akkorden schon gehört haben. Ob das nun z.B. Wish you were here (Pink Floyd) oder Sweet home Alabama (Lynyrd Skynyrd bzw. Kid Rock) ist, oder einer der vielen anderen Songs, die Pentatonik ist sehr oft maßgeblich für den Wiedererkennungswert. So weiß man z.B. schon nach einem Takt bzw. vier Einzelnoten bei Wish you were here, dass es eben dieser Song ist. Würde er sofort mit E-Moll 7 [E0-A2-D2-g0-b3-e3] anfangen, anstatt mit dieser Notenfolge, wäre das wohl eher unwahrscheinlich.
Auch „Alleinunterhalter“, also nur eine Gitarre und Stimme, kommen eigentlich, wenn sie bestimmte Songs nachspielen, nicht um die Pentatonik herum – oder halt der Moll- oder Dur-Tonleiter. Schließlich ist es nach einiger Zeit mehr als unbefriedigend, ausschließlich die Akkorde zu spielen. Songs funktionieren zumeist so einfach nicht.
Allein das Portfolio von Reinhard Mey demonstriert eindrucksvoll, was mit der Kombination von Akkorden und Bruchteilen von Tonleitern möglich ist – und die sind es, die seine Songs erst zu dem machen, was sie sind.

Sonstiges

Wer das Gitarrespielen gerade erlernt, sollte sich zunächst mit einfachen Akkorden und der Kletterübung beschäftigen. Dennoch: Die Dehnfähigkeit, die Beweglichkeit und die Fähigkeit der Unabhängigkeit der Finger wird mit Abstand schneller besser, wenn so schnell wie möglich mit Pentatonik bzw. Moll-/Dur-Skala angefangen wird. Denn schließlich wird die Kletterübung nicht in der 0-Position (also ab Sattel) gespielt, sondern überall auf dem Gitarrengriffbrett.

Es gibt also keinen Grund, die Kletterübung zu üben, aber nicht eine der Skalen. Das Akkord- und Tonartverständnis erlernt sich so erheblich schneller und quasi von ganz alleine, ohne die Hilfe von Tabulatoren.

Spielwiese

Was ist der Schluss, den Fortgeschrittene und Gitarrenanfänger daraus ziehen sollten?
Muss man eine der Skalen unbedingt beherrschen? Nun, wer nur einfach begleiten will, ohne die netten Kleinigkeiten und Spielereien, die ein Lied ausmachen, der kann getrost darauf verzichten.
Wer aber die Finger effektiv für sein Gitarrenspiel trainieren will (Skalen, Dehnfähigkeit, Setzsicherheit, Ring-/kleiner Finger „Krafttraining“, Setzautomatik, Finger-Bewegungsunabhängigkeit...), sein Verständnis für Ton-Zusammenhänge verbessern will (ohne gleich Musiktheorie-Bücher zu lesen und dann wahrscheinlich entnervt die Gitarre zur Seite legen wird), aber vor allem mehr Spaß und Selbstzufriedenheit an seinem Gitarrenspiel haben möchte, dem sei das Erlernen zumindest der Pentatonik und der Moll-Tonleiter dringendst ans Herz gelegt.

Zum Schluss gibt es für euch noch einen Link für ein Pentatonikbeispiel auf Youtube, "And I Love her", gespielt von Pat Metheny.

 

 

 

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