metronom tipp fur Anfänger

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Ruby1
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metronom tipp fur Anfänger

Beitragvon Ruby1 » So 7. Mai 2017, 21:52

Hallo leute
habe einen tipp für die, die mit dem Metronom nicht so zurecht kommen. In der heutigen zeit wird ja alles mit apps erledigt. Gibts ja ganz tolle Metronome. Das Problem....neben dem hörbaren klick, gibt es auch eine visuelle darstellung in form von Zeigern oder laufenden punkten usw. Ich habe immer versucht, alle drezu vereinen. Also die gitarre, den visuellen klick und den hörbaren klick. Aber irgendwie funktionierte das nicht so recht.
bei meiner basslehrein sah ich dann so ein altes , nein ein uraltes teil, was aussah, wie ne alte Eieruhr. Damit hat sie mich dann ne weile traktiert. Es war so schwer fur mich, weil ich den klick nicht sehen konnte. Aber jetzt merke ich, dass es viel besser läuft, wenn man nur hört und nix sieht.
probiert es mal ne weile aus. Aber nicht gleich aufgeben. ;) ;)
LG von Netti
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Ralf
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Re: metronom tipp fur Anfänger

Beitragvon Ralf » Mo 8. Mai 2017, 07:50

Im Grunde schreibst du das, was ich zwischendurch immer durchblicken lasse: Sich vor allem auf das Gehör zu verlassen :)

Die Reaktionszeit und damit die Verarbeitungsgeschwindigkeit wird immer kürzer, je weniger Prozesse [des Körpers] an einer Aktion beteiligt sind. Klingt abstrakt? Aber genauso sollte man es sehen. Das Spielen eines Instruments innerhalb eines Gefüges von mehreren äußeren und inneren Vorgängen.

Die einfachste Variante ist, etwas fest im Gedächtnis und der Fingerroutine verankertes zu spielen. Automation ist vorherrschend, nichts muss wirklich überlegt werden - man tut es einfach (wie beim Auto das Schalten).

Variante 2: Ein bekanntes Lied, aber Ablesen des Textes und der jeweiligen über dem Text notierten Akkorde, die alle bekannt sind. Hier kommt neben dem Spielen das Lesen und Erkennen der Akkorde hinzu.

Variante 3a: Ein mehr oder weniger bekanntes Lied, aber Ablesen des Textes und der über dem Text notierten Akkorde, die z.T. bekannt, z.T. unbekannt oder ungewohnt sind. Das Gehirn muss im Archiv erst nach dem Griffbild suchen und den Fingern "sagen", wohin sie sich zu setzen haben.
Variante 3b: [...] z.T. unbekannt oder ungewohnt sind. Bei über dem Text notierten Griffbildern muss das Auge die Information an das Gehirn weiterleiten, diese dann den Fingern sagen [...]

Variante 4: Ein mehr oder weniger bekanntes Lied, Ablesen des TAB. Auge nimmt Information auf und leitet es an das Gehirn weiter, Gehirn entscheidet ob ggf. ein Akkord vorliegt und gibt das Griffbild an die Finger weiter; desweiteren übernimmt das Gehirn die Steuerung der Picking/Schlaghand, um dieses Muster spielen zu können.

Variante 5a: wie vorher alle Varianten. Kommt nun ein Taktgeber hinzu (in diesem Fall Taktell oder Metronom), gibt das Gehör die BPM-Information an das Gehirn weiter, das nun dieses mitverarbeiten muss. Ein echtes Multitasking ist im menschlichen Gehirn nur begrenzt möglich; ein Verarbeiten mehrerer Prozesse, bei dem aktiv gedacht werden muss, ist nicht möglich; nachdenken über einen Prozess plus automatisierte Vorgänge schon. Je mehr Prozesse automatisiert sind, desto schneller die Verarbeitungs- bzw. Reaktionszeit.
Variante 5b: [...] (in diesem Fall visuelles Metronom) [...]. Zusätzlich muss das Auge dem Zeiger oder dem wandernden Punkt ständig folgen und diese Information an das Gehirn weitergeben.

Wir sehen, dass, je mehr Vorgänge abgearbeitet werden müssen, desto mehr Aufgaben muss das Gehirn übernehmen und an die entsprechenden Ziel"objekte" weitergeben - mit ebenfalls "aktivierter" Kontrolle. D.h. klingt es sauber, sind es die richtigen Finger an der richtigen Stelle, ist es im Timing/Takt ...?
All das verhindert quasi, ein Lied vernünftig spielen zu können. Ausgenommen ist hier natürlich die erste Lernphase, bei dem das Lied erst einmal "erlernt" werden muss, bevor es zu einer Automation kommen kann.

Ist man bei Variante 1 und 2 angekommen, sowie ggf. die Automation bereits Variante 3a+b erfolgt ist, ist ein reines Hören des Metronoms um einiges sinnvoller, weil man so den "Groove" und damit die Betonungen (Dynamik) viel besser umsetzen kann. Metronom anstatt Taktell deswegen, weil man mit besseren Metronomen die Betonungen innerhalb eines Taktes einstellen kann (z.B. nur die 1, die 1 + 3, die 2 +4, etc.). Diese Möglichkeit kann bei musikalischem Verständnis ein Schlagzeug in der Vorstellung simulieren (Becken/HiHat - Snare - Bassdrum).

Womit wir schlussendlich bei einer weiteren Variante angekommen sind. Wer eine Recording Software hat oder einen Drumcomputer, kann Loops oder Sequenzen zum Üben nutzen. Im WWW gibt es ebenfalls mehrere Adressen, in denen Loops (sei es Sequenzer oder echtes Schlagzeug) zum Download angeboten werden. Diese lassen sich zum Üben bestens nutzen.
Denn sicher ist, dass das Üben nach einem echt klingenden Schlagzeug viel einfacher ist. Weiterhin ist das quasi Erlernen, das Erfühlen des Grooves damit nicht nur einfacher, sondern auch natürlicher.

Ein weiterer Schritt ist es, das gewählte Lied nach einem Original mitzuspielen. Man kann sich nicht mehr selbst beschummeln, denn das Vinyl, der Silberling, das mp3/vgg/wav etc. wartet nicht ;)

Und wieder sind wir beim Gehör. Das Gehörtraining ist fundamental beim Erlernen eines jeden Instrumentes :!:
Wer schon einmal live mit anderen gespielt hat, wird wissen, dass nur das gleichzeitige Hören der Mitmusiker ggf. auftretende "Katastrophen" verhindern kann ;)

Puuhh ... genug "gepredigt"
Ralf

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Hawky
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Re: metronom tipp fur Anfänger

Beitragvon Hawky » Mo 8. Mai 2017, 15:38

@ Ralf, wieder einmal super anschaulich vermittelt!
Vielen Dank!
Aber genau so ist es! Erst wenn das Gehirn die Verbindungen ( Synapsen ) zu den enzelnen Körperteilen gebildet und verfestigt hat, man den Text auswendig kann, den Anschlag beherrscht, kann man ohne zu überlegen unverkrampft frei spielen.

LG Uwe

P.S. Ich sehe darin keine Predigt !

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Re: metronom tipp fur Anfänger

Beitragvon Gitarrenmichl » Mo 8. Mai 2017, 17:31

@Ralf
Gute Predigt!
Du schreibst häufig (wie auch jetzt) meinen Gedanken auf (nur viel feiner und gründlicher formuliert).
Super!

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Re: metronom tipp fur Anfänger

Beitragvon Ralf » Fr 12. Mai 2017, 07:25

Danke Uwe & Michl :)

Ich kann wirklich nur jedem raten, sich mit Taktell oder Metronom (möglichst ohne visuellem Schnickschnack) anzufreunden.

Sei es, um Fingerübungen abzuarbeiten - wobei ich immer wieder feststelle, dass es große (Timing-) Probleme bei Saiten- und Akkordwechsel gibt - oder Songs in gleichbleibender Geschwindigkeit zu spielen. Grundregel: Immer schön langsam anfangen - und zwar in der Geschwindigkeit, bei dem der größte Zeit"verlust" bemerkt wird.

Das Metronom hilft aber nicht nur in Sachen Timing - es ist ein ebenso guter Helfer beim Trainieren von Dynamik und Betonungen. Hierbei sind insbesondere jene Metronome hilfreich, bei denen man die Betonungspunkte angeben kann (wie z.B. bei der Android-App "SmartChord"). Songs leben erst durch Betonungen und Dynamik. Zwar kann man ein Lied auch einfach so durchschrammeln, aber dann fehlt nicht nur das gewisse Etwas ;)
Im Unterricht - oder auch bei dem einen und anderen Teilnehmer in Dormagen - stelle ich immer wieder fest, dass Übungen solcher Art sträflich vernachlässigt werden. Ja, es ist am Anfang auch nicht so einfach - aber, das kann ich jedem versprechen, wenn man einmal "den Dreh" raus hat, macht das Spielen (auch bei der Nutzung von Anschlag-Standard 1+2) erheblich mehr Spaß.

Ralf


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