Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Schläge, Zupfmuster und mehr…
Ralf
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Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ralf » So 22. Feb 2015, 13:08

@ alle außer absolute Anfängern (die aber gerne die nachfolgende Predigt verinnerlichen dürfen)

Ich habe mich in den letzten Tagen nach längerer Pause mal durch eine ganze Reihe von euch eingestellten Songs durchgehört. Dabei habe ich versucht, die "ich-spiele-Gitarre-seit..."-Spanne mit zu berücksichtigen, soweit ich das weiß - und auch den Beweggrund (von "ich bin jetzt so weit" bis fertige Präsentation). Natürlich höre ich die Songs als Lehrer, aber vor allem höre ich sie als Musiker und potentieller Konsument.

Da gibt es Songs (Cover & eigen), die meine Augen leuchten lassen und da gibt es welche, bei denen ich mich zusammenreißen musste, um nicht vor dem Ende auszuschalten. Das Musikgenre ist mir dabei egal; es geht mir dabei nur um eine überzeugende Version eines Liedes, gleich ob instrumental / One Voice One Guitar bis voll "orchestriert".

Über die leuchtenden Augen brauche ich nichts zu sagen, denn diese Songs haben mich mitgenommen (und das aus diversen Genres) ... aber die "Augenverdreher" ...

LEUTE ...
Manchmal habe ich das Gefühl, ihr seht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Wie schon in dem Thread von Andreas, Gänsehaut, erwähnt, ist Musik machen mehr als nur irgendwelche Akkorde aneinanderreihen und dazu irgendeinen Text zu singen. Musik ist mehr als nur Noten oder TABs. Musik ist Gefühl, Seele und Leidenschaft.
Musik ist nicht dreitausend Akkorde kennen und benennen können.
Musik ist nicht eine hervorragende Fingertechnik.
Musik ist nicht sklavisches Einhalten von Picking- und Strumming-Patterns.

Von Gebrauchsmusik zum Tanzen oder Fahrstuhlfahren abgesehen, ist Musik die Übermittlung von
- Gefühlen,
- Atmosphären,
- Stimmungen,
- Unterstützung von Texten,
- bei Gesang die Aussage des Textes wiedergeben.

Es ist LEIDENSCHAFT! Ich will es hören können, wenn ihr von zerbrochener Liebe singt und spielt; hören, wenn ihr musikalisch Landschaften beschreibt; mitfühlen, wenn über Depressionen singt/spielt. Die ganze Verzweiflung, das große Glück, die Melancholie, die unbändige Lebensfreude ... all das muss Musik und Gesang wiedergeben. Nur das - und nur das überzeugt und zaubert ein Lächeln ins Gesicht oder lässt Tränen fließen beim Zuhörer.

Da helfen keine automatisierten Spieltechniken (links/rechts); da reicht es nicht, die Gesangsmelodie zu singen. Nein! Jeder Song ist anders und jeder Song hat seine eigene musikalische und textliche Geschichte. Das muss rauskommen! Das will ich hören.

Woran liegt es, dass ich bei Meys Keine ruhige Minute (orchestriert wie pur) sofort exakt die Stimmung habe und GENAU weiß, wovon er sing & spielt?
Woran liegt es, dass ich diese absolut hoffnungslose Stimmung in einem runtergekommenen P**f in Eagles' Hotel California fast schon schmerzhaft spüren kann?
Woran liegt es, dass ich in Manfred Mann's Earth Bands California sowohl höre, dass sich der Sänger für seinen Freund freut, dass er es geschafft hat, nach Kalifornien zu gehen, aber eben auch, dass der eigene Wunsch wohl für immer unerfüllt bleibt?
Woran liegt es, dass ich die Resignation zur Situation der Welt in Supertramps Crime of the century quasi schmerzlich mittrage?
Woran liegt es, dass Frank Sinatras New York sein Gefühl für die Metropole diese quasi in meinem Kopf entstehen lässt?
Woran liegt es, dass ich in Edith Piafs Non je ne regrette rien die starke Frau höre und vor mir sehe, die nichts bedauert?
Woran liegt es, dass ich die augenzwinkernde Selbstironie in Ulrich Roskis Selbst ist der Mann sofort verstehe?

Nun?

Sie stehen hinter jedem Wort des Textes!
Sie stehen hinter jeder Note der Musik!
Laut und leise, aggressiv, trotzig, melancholisch, freudig, witzig ... ich kann das alles hören, sowohl im Gesang als auch in der Musik. Ich durchlebe es mit ihnen, weil sie mich durch ihre Interpretation mitnehmen - ob ich will oder nicht. Sie erzählen mir IHRE Geschichte (bzw. die Geschichte, die sie konstruiert haben) und geben mir das Gefühl, mit dabei zu sein.

*seufz*

Also. Beispiel. Schauspieler. Was erwartet ihr von einem Schauspieler in einem Film? Dass er da sitzt und mit völlig gleichgültigem Gesichtsausdruck aufleiert, dass er total traurig ist, weil sein Kind ermordet wurde? Dass er ohne die Miene zu verziehen eine Prügelei einsteckt? Dass er ganz ruhig sagt, "ich bringe dich um", wenn er vor dem Mörder seiner Frau steht? Dass er ein Weihnachtsgeschenk ohne freudige Erregung auspackt?

Und so klingen so manche eingestellten Lieder. Emotionslos, ohne Atmosphäre, Text aufgeleiert wie ein Schüler, der vor der Klasse ein Gedicht aufsagen muss ... absolut tot.

Es geht dabei nicht um Perfektionismus. Ein falscher Ton? Verkehrte Saite angeschlagen? EGAL! Hauptsache, die Message kommt rüber. Ich will mich als Hörer mitfreuen oder mitleiden oder mitgenommen werden in euren musikalisch/textlichen Erinnerungen.

Ich will, dass ihr das GLAUBT, was ihr da SPIELT. Und wenn es etwas ist, das ihr nicht erlebt habt, dann VERSETZT EUCH IN DIE LAGE wie es ein guter Schauspieler machen muss um überzeugen zu können.

Und wisst ihr was?
DANN MACHT ES ERST SO RICHTIG SPAß ... als Hörer, aber vor allem euch selbst als Musiker!

Predigt Ende ... und nun prügelt auf mich ein ... aber kommt mir nicht mit so einem vorgeschobenen Blödsinn wie "Ich will ja kein Profi werden". Auch ein "nur-für-mich-Schlafzimmer-Gitarrist-und-Sänger" kann seine Seele spielen ... nicht nur die Profis. Bitte! Packt es an. Ihr glaubt nicht, wie euch die Beherzigung des unglaublich langen Textes nach vorne bringt und euch euer Spiel mehr Freude macht als ihr euch vorstellen könnt.

Ralf

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Ruby
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ruby » So 22. Feb 2015, 15:00

Hallo Ralf (falls Du wirklich Ralf bist) :lol: :lol: :lol:
Könntest auch mein Schwager sein, der Bassist ist und von dem ich immer nur diesen Satz höre." Deine Spieltechnik ist sehr gut und Du spielst für Deinen Lernstand relativ sauber......aber du spielst gefühllos." Das geht mir dann doch schon bis ins Mark, weil ich mir doch immer Mühe gebe, auch gefühlvoll zu spielen. Er spielt, seitdem er 8 ist. Viele Jahre also schon. Ich verstehe schon, was er meint, aber seine Ansprüche sind da einfach zu hoch. Und vielleicht, kann er nach so vielen Jahren das nicht mehr so ganz nachvollziehen, das es gar nicht so einfach ist.

Sonst gebe ich Dir natürlich recht. Kürzlich erst hat ein Flamenco Sänger gesagt, egal, auch wenn Du manchmal den Ton nicht triffst, ist es wichtig mit Emotionen und Gefühlen zu singen. Nur wenn man sich der Musik hingibt, kann was schönes dabei raus kommen.

Ich für mich, sage mir. Ich spiele nur in meiner Wohnung und möchte nicht auftreten, aber dennoch ist es mir wichtig, auch für mich selbst die gespielte Gitarre gefühlvoll zu spielen, auch wenn ich das noch nicht beherrsche. Irgendwann wirds schon.

Ich hau also nicht auf dich ein Ralf. Es ist gut was Du geschrieben hast. Dennoch würde ich sagen, das Leute die erst wenige Jahre Gitarre spielen es auch erst lernen müssen. Und das ist kein Prozess von ein par Monaten. Das dauert länger.
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon juergenfr » So 22. Feb 2015, 15:26

Hallo Ralf,

super. Deinen Worten ist nichts mehr hinzuzufügen. Du sprichtst mir aus der Seele.

Vielen Dank.

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Kristina » So 22. Feb 2015, 16:44

Auf der einen Seite möchte ich dir recht geben und auf der anderen Seite...

Ich weiss, dass du uns Anfänger nicht explizit ansprichst, aber ich kann das, was du schreibst nachvollziehen und denke selbst auch daran, wenn ich spiele, mehr mit Gefühl zu spielen. Es ist aber nicht leicht, da ich noch kein einziges Lied so verinnerlicht habe, dass ich mich "sicher" fühle.

Deine Beispiele von den Musikern finde ich nett, aber unpassend - denn das waren alles Profis und die haben ganz sicher mehr als nur ein paar Jahre geübt, um mit der Leidenschaft irgendwann so aufzutreten, dass sie erfolgreich wurden.

Wie gesagt, ich sehe deinen langen und gutgeschriebenen Text zwiegespalten. Denn ich finde dieses Forum deshalb auch gut, weil jeder hier etwas veröffentlichen kann, ohne rundgemacht zu werden oder ausgelacht.

Es erweckt bei mir den Eindruck, dass du hier alle von oben herab behandelst - als ob dein Gehör der Maßstab für alles ist. Und ja, deshalb habe ich diesen zwiegespaltenen Eindruck von dem Text - ich kann es nicht anders sagen.
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Andreas
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Andreas » So 22. Feb 2015, 17:09

Zuhause für mich im stillen Kämmerlein singe ich total leidenschaftlich, ehrlich! :mrgreen:

Nur kommt das leider bei meinen Aufnahmen noch nicht so gut rüber, denn wenn die rote Lampe für Aufnahme leuchtet ... :oops:
Ihr wisst was ich meine. :P

Ich sehe das genau so wie du , Ralf; Musik ohne Leidenschaft ist NICHTS, weniger als nichts! 8-)
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ruby » So 22. Feb 2015, 18:07

Es erweckt bei mir den Eindruck, dass du hier alle von oben herab behandelst - als ob dein Gehör der Maßstab für alles ist. Und ja, deshalb habe ich diesen zwiegespaltenen Eindruck von dem Text - ich kann es nicht anders sagen.
Ach das glaube ich nicht- Ich habe in meinen ersten Beitrag geschrieben, das mein Schwager das nicht mehr so nachvollziehen kann, weil er eben schon so lange spielt. Wenn man eigentlich schon alles kann, man selber Profi ist, das kommt eh einen fast alles leicht vor und was so über die Zeit vielleicht auch unbemerkt an Gefühlen in den Gitaristen eingeflossen ist, kann man eben auch noch von keinen verlangen, der schon 5 Jahre spielt.
Das braucht alles Zeit. Bei den einen gehts vielleicht ein bisschen schneller und bei dem anderen etwas langsamer.

Hier ein Beispiel. Ein Anfänger Video von einen Profi, der irgendwie ach nicht mehr weiß, was Anfänger wirklich brauchen. Für Fortgeschrittene oder Könner ein geniales Lernvideo, für Anfänger nicht geeignet.

https://www.youtube.com/watch?v=pYSCpWZWdj4
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon karioll » So 22. Feb 2015, 18:09

"Ich will ja kein Profi werden".
Das ist der hinderlichste und überflüssigste Satz überhaupt. Ich habe den früher oft gesagt, aber ich habe gemerkt, es ist nur eine Entschuldigung, um sich vor zu harter Kritik zu schützen (die ja nicht mal in der gefürchteten Stärke kommt).

Denn auch wenn man nur auf der Couch zu Hause mit Freunden spielt, oder am Lagerfeuer, oder unterm Weihnachtsbaum oder beim Kindergeburtstag, dann muss auch Gefühl sein.

----------------------------

Ein Nachtrag zum Text von Ralf: ich glaube, es fängt bei der Songauswahl an, ob man überhaupt zu dem Text was zu sagen hat oder die Gefühle selber haben kann.
Natürlich muss man dazu einen Song technisch beherrschen, ab er schon beim Üben fängt die Musik an und somit das Gefühl.

Mir selber fällt es auch sehr schwer, weil ich grundsätzlich meine Gefühle runterfahre und nicht zum Ausdruck bringen kann oder will, bin so erzogen worden - nicht unbedingt nur von meinen Eltern, sondern auch viel später im Leben, war es besser, einfach zu funktionieren - und empfand es lange Zeit als Stärke :? und habe damit zu tun, dagegen anzugehen.


---------------------------

Ruby, dein Verwandter kann dir ja mal zeigen, wie man mit Laut und leise spielen Gefühl hineinbringt. Oder indem du verschiedene Stellen des Fingers zum Zupfen benutzt, um unterschiedliche Sounds zu erzeugen. Gefühl kommt aber nicht, wenn das Tempo mal langsamer oder schneller wird, das ist damit nicht gemeint.

_____________________
Es erweckt bei mir den Eindruck, dass du hier alle von oben herab behandelst - als ob dein Gehör der Maßstab für alles ist.
Kristina, das sehe ich nicht so, weil Ralf hier grundlegende Basics (mit Absicht ein doppelt gemoppelter Ausdruck von mir an dieser Stelle)anspricht, die zu oft überhaupt nicht beachtet werden, die aber den unterschied zwischen "Augen verdrehen" und "Augen leuchten" ausmachen. Sogar wenn man nur 2 Akkorde kann, kann man andere Augen zu Leuten bringen und das Wissen darum hat Ralf hier hervorgeholt, weil es zu oft untergeht im technischen Bemühen.
Zuletzt geändert von karioll am So 22. Feb 2015, 22:41, insgesamt 2-mal geändert.
Mit Üben kann man der Natur ein Schnippchen schlagen.

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Hawky » So 22. Feb 2015, 18:25

@ Kristina,

Ich möchte mal für Ralf sprechen, obwohl er das selbst am besten kann.
Du hast ihn echt missverstanden, er ist bestimmt der letzte der hier jemanden von oben herab behandeln will.

Er vermisst bei den Songs die Leidenschaft, die den Song ins Ohr der Zuhörer transportiert.
Die Leidenschaft, die es schafft den Menschen allein durch das anhören der Musik zum lachen weinen usw. zu bringen. Also ihn tiefe zu berühren.

Das fehlt Ralf bei vielen Songs, was ich nachvollziehen kann.

Ich spiele auch viele Songs einfach ab, das sind aber auch Songs mit denen ich nicht tief emotional verbunden bin. Da geht es mir anders bei Songs die ich selbst erlebt und mir von der Seele geschrieben habe oder Texte die eine erlebte Situation wiederspiegeln.

Du kannst dich also ruhig weiter Wohl fühlen bei uns.

Danke Ralf für den Anstoß .
Gruss Uwe

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Kristina » So 22. Feb 2015, 18:43

Mit Leidenschaft einen Song zu singen gehört mit zu der höchsten Kunst und nicht jeder kann das!

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige sich von dem Text nun abgeschreckt fühlen, etwas zu veröffentlichen.
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Ruby
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ruby » So 22. Feb 2015, 18:55

Karioll
Ruby, dein Verwandter kann dir ja mal zeigen, wie man mit Laut und leise spielen Gefühl hineinbringt. Oder indem du verschiedene Stellen des Fingers zum Zupfen benutzt, um unterschiedliche Sounds zu erzeugen. Gefühl kommt aber nicht, wenn das Tempo mal langsamer oder schneller wird, das ist damit nicht gemeint.
Wir wohnen leider nicht in der selben Gegend und sehen uns nur 2-3 mal im Jahr und dann auch nur 1-2 Tage.
Da ist leider keine Zeit für die Gitarre. Ab und zu schicke ich mal ein fertiges von den hier vorgestellten Stücken und dann kommt der berühmte Satz.
So sehr ich mich auch mühe, es klappt eben nicht so mit dem Gefühl.
Dennoch merke ich schon das ich auch da Fortschritte mache, wenn auch nur kleine.
Ich denke mal, man braucht 10 Jahre um Gitarre zu lernen und dann vielleicht nochmal 5 Jahre um richtig mit Gefühl spielen zu können.

@Ralf
Du bist ja auch Gitarren Lehrer.... Wie machst Du das mit Deinen Schülern? Muß ich mir das so vorstellen, das sie von Anfang an richtig Gefühl reinstecken sollen? Wenn Du einen Schüler Cowboy Bill lernst und er das spieltechnisch drauf hat, sagst Du ihm dann.."Ok meyn Jung....und jetzt spielste mal so mit Gefühl und Leidenschaft als würdest Du neben Bill stehen und alles mitfühlen und sehen, was der Cowboy da erlebt.
Oder fängst Du damit später an.
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Hawky » So 22. Feb 2015, 19:11

@ Kristina,
@ alle außer absolute Anfängern (die aber gerne die nachfolgende Predigt verinnerlichen dürfen)
Ich hoffe du hast das nicht überlesen.

Uwe

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Andreas
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Andreas » So 22. Feb 2015, 19:35

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige sich von dem Text nun abgeschreckt fühlen, etwas zu veröffentlichen.
Die Rede ist mit Sicherheit nicht von den Anfängervideos, in denen Fortschritte, Probleme und Fragen gezeigt werden. ;)

Hier geht es viel mehr um die von uns erstellten und verlinkten Coverversionen.
Und da empfinde ich ehrliche Kritik als etwas Wunderbares!
Wie soll man sich sonst weiterentwickeln?

Wenn ich ein Lied spiele, dessen Text ich verstehe und mich auch damit identifizieren kann, kommt die Leidenschaft
automatisch.
Und das Spielen mit Leidenschaft hat eine ganz andere Qualität, plötzlich geht alles wie automatisch, Rythmus, Akkorde usw..
Ich habe an anderer Stelle mal gepostet wie mich sogar das simple Lied "Hejo, spann den Wagen an" quasi hypnotisiert hat.
Das war so geil, ich konnte gar nicht mehr aufhören! :P

Also! Let the dogs out! :lol:
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Lackwod » So 22. Feb 2015, 20:17

Ralf, ich unterstreiche auch jedes Wort, das du geschrieben hast. Musik ist mit Gefühl untrennbar verbunden.
Bei mir ist es so, dass ich meiner persönlichkeits-prägenden Kindheit immer gelernt habe, ja keine Gefühle zu zeigen, denn das wäre Schwäche und die zeigt man nicht.
Durch die Musik bin ich inzwischen auf einem guten Weg. Mir passiert es, dass ich anfange zu weinen, wenn ich ein Lied auf der Gitarre begleite und der Text berührt mich. Das ist mir schon oft passiert und ich unterdrücke es nicht...
Im Solospiel ist es schon schwieriger Gefühle rüberzubringen, das geht unter anderem durch Akzentuierung der Melodie und auch Körperbewegungen und Gesichtsmimik. Ich seh mich ja auf meinen Videos und wundere mich schon, dass ich da manchmal so konzentriert sitze und spiele, obwohl bei der Aufnahme die Gefühle doch da waren...

@Kristina: Ich glaube nicht, dass jetzt Leute hier gehemmt werden, ihre Videos reinzustellen. Im Gegenteil, das ist das, was man unter konstruktiver Kritik versteht. Wenn jemand hier etwas reinstellt, erwartet er ja Lob, Kritik und sowas...
...sonst würde er ja seine Lieder nicht zur Diskussion stellen.

UND AUF KEINEN FALL SCHAUT RALF VON OBEN HERAB! Das sag ich mal so jetzt...
LG
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Fender CD-60
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...und wenn ihr wollt, könnt ihr mich hier hören:
http://www.youtube.com/user/10oder5

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon korgli » So 22. Feb 2015, 20:23

Danke Ralf für die Windstösse :mrgreen:
Es braucht ab und zu einfach wieder mal ne Watsche - das ist so - weil man irgendwann einfach liederlich wird.
Nicht zu verwechseln mit Lieder-li...

AAAber ich muss auch mal Beginner ein wenig in Schutz nehmen.
Man kann manches einfach gar nicht wissen, oder merken, was Ralf da so predigt.
Man kann die Worte aber einziehen und nachdenken, was der Kerl denn so sagen möchte.
Mit Sicherheit will er nicht von oben herab... ganz sicher nicht -
Aber er weiss - dass man ab und zu manche aufrütteln muss. :lol:

Manche sind ja hier, die tragen nix bei. Stellen ab und zu was rein - das wars.
Wollte mich eigentlich auch immer mal wieder zurückziehen, weil ich irgendwie sehe, dass ich wohl weniger hierher gehöre.
Aber mit Ralf so rumquäcken, find ich immer fein. :lol:
So von oben herab Reden zu schwingen, wo jede(r) denkt - der hat gut reden.

Aber bei etwas muss ich Ralf heftig widersprechen - Fahrstuhl und Tanzmusik ist auch sehr Sinn und Nutzvoll.
Denn es kann beruhigen, resp. auch zum bewegen animieren.
Kennt Ralf sicher nicht.
Es muss nicht immer DER Geniestreich sein - nicht mal Mozart oder die heute, als ernste Musik angesehene, Komponisten haben das so gewollt.
Denn es waren vielfach Tanzmusik-Komponisten.
Also bitte Ralf - bisschen mehr Ehrfurcht, vor der leichteren Muse.
Auch die einfachen klassischen Söngchen, sind letztendlich Musik zum geniessen, und nicht zum Endlos nachdenken, ob sie höher oder tiefer bewertet werden müssen.
Man kann starke und sehr Emotionale Tanzmusik machen - und auch sinnlose und .... egal - andere.
Mich dünkt das - wäääääää Schlager - oder ähnliche Aussagen immer sehr Dumm und geschmacklos. :roll:

fredy
.......viel Spass.......und jeder wie er mag.
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ina » So 22. Feb 2015, 21:22

Ralf,
hab mir jetzt deinen Text den halben Abend durch den Kopf gehen lassen.
ich denke ich verstehe für mich was du meinst.
wenn ich spiele muss ich die Seele der Musik spüren können. oft spüre ich sie aber nur innerlich und schaff es nicht sie nach außen zu tragen, weil mir die Erfahrung, die Möglichkeit der Umsetzung noch fehlt.
wenn ich so einen Moment habe zupf ich einfach irgendwas und lege meine Ohr fast auf die Saiten und genieße auch meine Unwissenheit die mich dann unbefangener macht zu experimentieren.

@Kristina
such dir bitte mal ein paar alte Texte von Ralf heraus, das wird deine Bedenken denke ich zerstreuen.

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon LeonFR » So 22. Feb 2015, 21:44

Sehr interessantes Thema hier. Hat mich gerade beim Lesen dazu veranlasst über meine bisherigen Aufnahmen nachzudenken.
Auch über Zukünftige. Das Gefühl in der Musik (bzw. in der Message des Liedes) find ich auch sehr wichtig.
Man kann mit der Gitarre da schon viel machen. Rhythmik, Lautstärke varriieren, Anschläge wechseln, Akkorde saube greifen etc.
Alles Dinge, mit denen man schon viel erreichen kann.
Aber ich glaube darauf wollte Ralf nicht unbedingt hinaus.
Das (unterschwellige) vermittelte Feeling eines Liedes, der Groove, die Trauer, Euphorie etc. ist vermutlich ganz schwer herüber zu bringen.
Das soll jetzt nicht als Ausrede dienen. Vielmehr als Hinweis darauf zu achten, wie man den Nerv des Zuhörers treffen kann.
Und es bedeutet, dass man sich völlig

a) zum einen auf das Lied einlässt

und

b) es auch so dann wieder nach außen trägt.

Dazu braucht es aber auch Mut.
Ich persönlich denke auch, dass es gaaaanz viel mit Gesang zu tun. Gefühle eines Menschen kann man damit sehr gut ausdrücken.
Ich glaube fast, damit kann man noch mehr erreichen, als mit dem Instrument Gitarre. Kommt natürlich darauf an, was man spielt.
Ich kann mit einer wunderschönen gezupften Melodie (nur als Beispiel genannt) und ohne Gesang mit Sicherheit Leute zum weinen bringen (also ICH kann das noch nicht :D ).

Spiele ich "nur" Akkorde, auch mit Verzierungen etc. zur Liedbegleitung und singe dazu nicht, wirds schon schwieriger.
Da muss der Gesang viel herausholen.

Ich kann aber auch nur mit Gesang, ganz ohne Gitarre oder Instrument, ganz viel Gefühl herüber bringen.

Es kommt wahrscheinlich immer darauf an, für was man sich entscheidet. Und dann sollte man seinen Weg gehen.

@Kristina
Das mag für dich von Ralf vielleicht derb klingen. Du hast seitdem du hier bist, vermutlich noch wenig von ihm gelesen und nun
kommt er daher und "poltert" hier los. Das soll aber kein Hinderungsgrund sein hier weiter deine/unsere Aufnahmen zu präsentieren.
Ich finde es gut, was er schreibt. Mich hat es mal wieder nachdenklich gemacht.
Ich hab ja nun noch nicht sooo viele Lieder hier präsentiert. Aber trotzdem gibt es Aufnahmen, mit denen ich erstmal
zufrieden bin, weil sie endlich "im Kasten" sind und veröffentlicht werden können.
Und dann beim anhören denke ich doch wieder, "hmm, da fehlt was" und ich bin nicht ganz zufrieden.

Und vermutlich ist es genau das, was Ralf oben in seinem Eröffnungspost gemeint hat.

Gruß Alex

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon karioll » So 22. Feb 2015, 21:48

Mit Leidenschaft einen Song zu singen gehört mit zu der höchsten Kunst und nicht jeder kann das!

Ich kann mir gut vorstellen, dass einige sich von dem Text nun abgeschreckt fühlen, etwas zu veröffentlichen.
Das Gefühl in den Song zu legen kann man genau so lernen, wie man Akkorde lernen kann. Das macht einen sehr guten Lehrer aus, wenn er es seinen Schülern von Anfang an vermitteln kann.
Auch ein wenig Schauspiel kann dabei sein, oder Sprechtechnik, denn auch Schauspieler lernen, mit Körper und Stimme Gefühle auszudrücken. Und das kann man sehr wohl lernen, wenn man nicht von Natur aus über eine reiche, stimmige Körpersprache und über verschiedene Stimmfarben und Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Man kann durch verschieden Aussprache eines Satzes verschiedene Stimmungen beim Hörer erzeugen, und die Profis bei den Musiker, genau wie bei Schauspielern, haben das z.T. gelernt und trainieren das.
Du bist ja auch Gitarren Lehrer.... Wie machst Du das mit Deinen Schülern? Muß ich mir das so vorstellen, das sie von Anfang an richtig Gefühl reinstecken sollen? Wenn Du einen Schüler Cowboy Bill lernst und er das spieltechnisch drauf hat, sagst Du ihm dann.."Ok meyn Jung....und jetzt spielste mal so mit Gefühl und Leidenschaft als würdest Du neben Bill stehen und alles mitfühlen und sehen, was der Cowboy da erlebt.
Oder fängst Du damit später an.
Das würde mich auch interessieren, aber ich stelle mir vor, dass das "Gefühl reinlegen" auch von leicht nach schwer zu lehren und zu üben geht, denn es ist untrennbarer Bestandteil der Musik.
Ich habe da gerade, nachdem ich am vergangenen Sonntag auf ner offenen Bühne 2 Songs trällerte, ein paar informative und hilfreichen Tipps von einem Profi-Musiker angehört, u.a. über 'Dynamik" und "manchmal ist weniger ist mehr" Das Thema Leidenschaft und "Publikum ansprechen" interessiert mich gerade, daher finde ich das Thema hier gerade sehr passend für mich, habe mich in den letzten Wochen schon gelegentlich damit beschäftigt.
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Hanni » So 22. Feb 2015, 21:55

@Ralf

Ich habe nur zu gut verstanden, was du sagen/vermitteln willst, ... und dein Beitrag wird mir gut weiterhelfen, täglich mein Repertoire noch einmal genauer zu überprüfen und vielleicht doch noch Einiges anders anzugehen. Hab vielen lieben Dank dafür. :P Ich möchte dieses "Gefühl" zum Ausdruck bringen, auch wenn ich nur für mich allein spiele, aber GENAU dieses GEFÜHL herauszubringen, ist sei Jahren mein Ziel, deswegen sitze ich teilweise auch sehr lange an bestimmten Stücken.

@Ralf ist nicht von oben herab, ... und wer ihn und seine Beiträge kennt, der weiß das auch ganz genau! ;)

Ganz im Gegenteil, sein Beitrag hilft mir gerade sehr, was mein Gitarrenspiel und auch meine Gesangsversuche betrifft. :P

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Hawky » So 22. Feb 2015, 22:19

Ich Versuch es mal auf den Punkt zu bringen:

"Spiele, singe jeden Song mit der Intensität, als wäre es dein letzter "

Uwe

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moonlight
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon moonlight » So 22. Feb 2015, 22:56

Ich verstehe sehr gut, was du meinst, Ralf.
Es gibt viele Lieder, bei denen ich bei jedem Hören Gänsehaut bekomme.

Trotzdem glaube ich, dass wir Gitarrenspieler nicht alle Songs gleichermaßen mit Gefühl vortragen können.
Das gelingt vermutlich denen am leichtesten, die den Song selbst (im Idealfall den Text und die Musik) geschrieben haben.

Wenn man dagegen ein Lied aussucht, um es nachzuspielen, dann hat man ja unterschiedliche Gründe dafür.
In erster Linie natürlich der, dass einen das Lied gefühlsmäßig anspricht.
Das versucht man dann vielleicht in seinem Cover rüberzubringen, indem man denjenigen imitiert, der den Song geschrieben und vorgetragen hat, ohne dass man vielleicht die Aussage des Liedtextes innerlich nachvollziehen kann.
Manchmal gefällt einem auch nur die Melodie, während einem der Text nicht viel sagt.
Oder man lernt ein Lied nur, weil es gerade aktuell ist.... oder weil es dem Partner gut gefällt... , oder weil es leicht zu lernen ist und ein schnelles Erfolgserlebnis verspricht.... oder.... oder... Bestimmt gibt es noch ganz viele andere Gründe.

Manche Lieder, die ich gerne spiele, könnte ich nie mit der nötigen Inbrunst singen - zum Beispiel "Dirty old Town":
I met my love by the gas works wall
Dreamed a dream by the old canal
Kissed my girl by the factory wall
Dirty old town
Dirty old town...

Das scheitert bei mir an "... kissed my girl..." ;)
Ich habe eine Freundin, die ändert das dann ganz einfach kaltschnäuzig um in "...kissed my boy"... :mrgreen:
Aber das widerstrebt mir irgendwie. Trotzdem mag ich das Lied.

Gruß Iris
If you can walk you can dance; if you can talk you can sing

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon karioll » So 22. Feb 2015, 23:56

Also das machen ja viele.

z.B. Bobby Mc Gee - damit war zuerst in der Urversion eine Frau gemeint.
Oder "The Girl From Ipanema" gibt es höchstoffiziell auch als "Boy From Ipanema"

u.s.w.
Mit Üben kann man der Natur ein Schnippchen schlagen.

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Harald
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Harald » Mo 23. Feb 2015, 08:25

Also ich gebe Ralf da mal absolut Recht, allerdings ist es nicht immer leicht, auch wirklich Gefühl in einen Song hineinzulegen. Aber wie hier schon geschrieben wurde, wenn ich einen Song nachspiele, weil er mich selbst gefühlsmäßig anspricht, dann ist das Gefühl doch schon mal da. Dann muss ich es "nur noch" herauslassen. Ich sage zu Ralf jedoch auch ABER: eine gewisse spieltechnische Grundlage muss schon mal da sein. Solange ich mich noch voll darauf konzentrieren muss, die richtigen Griffe sauber zu greifen und dazu noch beim singen die richtigen töne zu treffen, solange kann ich nicht auch noch meine Gefühle in den Song packen. Erst wenn ich ein Lied halbwegs sicher beherrsche, kann ich beginnen, es zu "interpretieren", es zu "meinem" Lied zu machen.
Bezüglich geschlechtsspezifischer Songs, nun da suche ich mir in der Regel nur Titel aus, die auch im Original von einem Mann gesungen werden. In Ausnahmefällen, die ich unbedingt singen möchte, versuche ich dann ebenfalls, den Text entsprechend zu modifizieren. Ich glaube, das ist keine großes "Vergehen", erhöht aber einfach die Glaubwürdigkeit (wobei wir wieder beim Thema Gefühl wären).
Seagull Maritime SWS Westerngitarre
Adolf Meinel Konzertgitarre von 1974


https://soundcloud.com/captain-harry
http://www.youtube.com/channel/UCQ3xH85yqMgUNINKmw2DESQ

Ralf
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ralf » Mo 23. Feb 2015, 08:43

@alle

Erstmal Danke für die bisherigen Antworten ... ich hoffe auf noch mehr ;)
Auf ein paar Dinge möchte ich näher eingehen; sollten dazu wie auch zu dem ursprünglichen Text Fragen sein, bitte ich, diese zu stellen. Ich versuche, so gut wie möglich zu antworten.
Auf der einen Seite möchte ich dir recht geben und auf der anderen Seite...

Ich weiss, dass du uns Anfänger nicht explizit ansprichst, aber ich kann das, was du schreibst nachvollziehen und denke selbst auch daran, wenn ich spiele, mehr mit Gefühl zu spielen. Es ist aber nicht leicht, da ich noch kein einziges Lied so verinnerlicht habe, dass ich mich "sicher" fühle.

Deine Beispiele von den Musikern finde ich nett, aber unpassend - denn das waren alles Profis und die haben ganz sicher mehr als nur ein paar Jahre geübt, um mit der Leidenschaft irgendwann so aufzutreten, dass sie erfolgreich wurden.

Wie gesagt, ich sehe deinen langen und gutgeschriebenen Text zwiegespalten. Denn ich finde dieses Forum deshalb auch gut, weil jeder hier etwas veröffentlichen kann, ohne rundgemacht zu werden oder ausgelacht.

Es erweckt bei mir den Eindruck, dass du hier alle von oben herab behandelst - als ob dein Gehör der Maßstab für alles ist. Und ja, deshalb habe ich diesen zwiegespaltenen Eindruck von dem Text - ich kann es nicht anders sagen.
Eins gleich vorweg - nicht nur @Kristina: Leider klingt es wirklich manchmal so, als wenn ich "von oben herab" schreiben würde; das ist die Krux des geschriebenen Wortes. Sei(d) gewiss, dass das absolut nicht meine Absicht ist. Ganz im Gegenteil. Ich kann mich noch bestens (@Ruby) an meine Anfänge erinnern, auch wenn diese schon ein paar Dekaden zurück liegen. Allein schon durch meine Schüler, ob jung oder alt, (er)lebe ich es jedes Mal wieder neu. Meine Erfahrungen als Lernender, als Lehrer, als Musiker, helfen mir aber bei der Vermittlung, mehr als nur einen Weg zu einem Ergebnis zu kommen. Ob das Ergebnis dann so gerade eben funktioniert oder schon bühnenreif ist, ist eine ganz andere Geschichte.
Also von oben eher nicht, es sei denn, man zählt die Erfahrung dazu; wäre es anders, kämen meine Schüler nicht gerne.

Die Beispiele.
Tja, wie soll ich es anders erklären als mit Beispielen, die entweder im Plattenschrank stehen oder die man im Netz finden kann? Es hilft nicht, wenn ich völlig unbekannte angehende Gitarristen/Musiker nenne, die ggf. nicht einmal etwas auf Soundcloud oder Youtube stehen haben. Wie wollt ihr das sonst nachvollziehen, was ich sagen will?
Natürlich sind das Profis ... aber auch die haben einmal angefangen und mit exakt den gleichen Problemen gekämpft wie alle Anfänger. Wenn ich deren Interviews aus der Fachpresse lese oder aus eigenen Gesprächen, dann ergibt sich aber immer das gleiche Bild, wie sie denn dazu gekommen sind, was sie heute sind. Einige Interviews u.a. mit Clapton, Page, Emmanuel, Mayer uvm sind da sehr aufschlussreich. Wer dazu mehr wissen möchte, kann mich fragen.

Der Maßstab.
Ich bin ganz gewiss nicht der Maßstab, aber ich höre genau zu, was mit Musik & Gesang transportiert wird. Selbst wenn etwas in einer Sprache gesungen wird, die ich nicht verstehe, sollte mir die Musik dabei helfen, zumindest eine - richtige oder falsche - Message da herauszuhören.
Um hier bei den Foris zu bleiben. Meine musikalischen Vorlieben stehen da außen vor, sondern versuche mich, auf die "Zielgruppe" einzulassen. Ob die Musikbeispiele aus dem österreichischem Podlaha-Keller (Peter) kommen, das schweizerische Duo Komir (fredy/Mira), Fingerstyle aus Marburg (Johannes), oder "unser" Reinhard Mey (Ansgar) oder Johnny Cash (Uwe) etc., es ist mir gleich. Soll heißen, ob Schlager, Liedermacher, Country, Rock, Blues, Fingerstyle, oder sonstwas, ich höre auf wie gespielt, wie gesungen, ggf. wie gemischt.

Dann kommt es darauf an, ob es eine Demonstration der Entwicklung ist (wie damals bei der Kletterübung), der Hilferuf "wie kann ich es besser machen" oder "was mache ich falsch", der Etappensieg "endlich kann ich es komplett spielen", das vorläufige Endergebnis oder ein "fertiges Produkt".
Ich versuche immer, so konstruktiv wie möglich zu "kritisieren"; entweder öffentlich im Forum (wenn es eine allgemeine Sache ist) oder per PN (wenn es spezifische Dinge sind, die ich lieber "Auge in Auge" sage ... obwohl bislang alle gesagt haben, dass ich das auch öffentlich hätte machen können).

Auslachen tue ich ganz gewiss nicht.

Ralf
Und überhaupt ... wäre ich allwissend und Maßstab, hätte ich vermutlich ein großes Anwesen in Bel Air oder so ;)

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korgli
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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon korgli » Mo 23. Feb 2015, 08:50

Hi nochmal ich :-)

Was Harald da sagt ist sehr wichtig. Und doch ist wichtig, was Ralf sagt.
Denn wenn man die Technik - die Grundtechnik nicht beherrscht, wie soll man da noch Gefühl reinlegen können ?
Das ist doch beim lernen erst mal Zweitrangig ?
Und doch - wenn man früh damit beginnt, dann tut man sich auch leichter.
Gefühl heisst ja nicht, dass man sich zu sehr da reinsteigert, sondern einfach nicht "gradlinig" runterraspelt.
Ich denke, das meint Ralf vor allem.

Wobei ich eigentlich gar nicht so Fan von übertriebenen Gefühlssachen bin.
Ich beobachte manche, (nicht hier im Forum) die Schauspielern ZU SEHR - sorry - ist da eben auch nicht mehr ehrlich. So Hysterisch bringts auch nicht für mich.
Ein Lied zu singen, was z.b. für einen Andern oder Andere, eine andere Bedeutung hat, wie für den, der es "nachsingt" , kann durchaus eben anders daherkommen, als bei Original. Weil man es auch anders fühlt. Aber einfach runterhampeln wird auch da nicht rüberkommen :-)

Spielt jemand den Urblues und kommt von Germany - so nehm ich das eh keinem ab. Weil wir in unseren Breitengraden kaum dieses Feeling nachvollziehen können. Und viele sind viel zu Bleich als dass sie Blues zelebrieren könnten.

Und darum - denkt nach, was Ralf eigentlich sagen möchte.
Nicht nur Noten runternudeln, sondern ein wenig drauf achten, was man damit ausdrücken möchte.

Ein Liebeslied muss im übrigen nicht immer schmalzig daherkommen.
Aber auch nicht so ganz Gleichgültig. :mrgreen:
.......viel Spass.......und jeder wie er mag.
https://www.westernwings.ch/

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Re: Ralf mischt auf: Leute! Wo ist eure Leidenschaft!?

Beitragvon Ralf » Mo 23. Feb 2015, 09:22

@Ralf
Du bist ja auch Gitarren Lehrer.... Wie machst Du das mit Deinen Schülern? Muß ich mir das so vorstellen, das sie von Anfang an richtig Gefühl reinstecken sollen? Wenn Du einen Schüler Cowboy Bill lernst und er das spieltechnisch drauf hat, sagst Du ihm dann.."Ok meyn Jung....und jetzt spielste mal so mit Gefühl und Leidenschaft als würdest Du neben Bill stehen und alles mitfühlen und sehen, was der Cowboy da erlebt.
Oder fängst Du damit später an.
Das ist eine wirklich gute Frage!
Bisher hatte ich noch keinen Schüler, der das Lied überhaupt kannte ;)

Es kommt immer auf den Schüler an, wie sich etwas entwickelt. Wie lange muss ich Basics machen und wann kann ich mit den "Feinheiten" beginnen? Das geht mal eher und mal später, und mal bin ich froh, wenn die Songs halbwegs rüberkommen.
Am Anfang steht (for absolute beginners) das Akkordspiel mit angeschlagenen oder gezupften Vierteln. Wenn die Akkordwechsel (mit oder ohne Hilfe-Tricks) halbwegs gehen, kommt der passende oder die passenden Anschläge dran. Je nach Können des Schülers, geht das dann schon mit Dynamik los inkl. wie muss man anschlagen/zupfen, um Betonungen ggf. in Verbindung mit Bass- Höhenlastigkeit hinzukriegen.

Bei populären Songs ist das Ziel, mit dem Original mitspielen zu können. Ist das geschafft, stellt sich für mich die Frage, ob es sich bereits lohnt, näher auf "Feeling" einzugehen oder die immer breiter werdende Basis zu vergrößern. Sind es E-Gitarrenschüler kommen noch ganz andere Anforderungen und Übungen, denn sie müssen mit Abstand mehr beherrschen als die Akustiker.

Zu den Texten.
Nicht alle Schüler singen (im Unterricht oder zuhause) mit - und da fängt es an, die Schwierigkeit, genaue Akkordwechsel und Betonungen zu spielen. Denn der Gesang hilft kolossal, den richtigen Punkt zu finden, viel besser als Metronome es können. Denn sehr oft ist die Gitarre nicht einfach Begleitung zu einer Gesangsmelodie, sondern auch eine Art Frage- & Antwort, oder die Gesangslücke erlaubt dem Gitarristen eine Verzierung, oder auch ein Gesangsschlenker ermöglicht eine Verzierung. Wer es wagt mitzusingen, hat dann sehr oft ein Aha-Erlebnis.

Textinhalt.
In der Regel sind es englischsprachige Titel, ob bei Kindern oder Erwachsenen. Ich frage nach, ob sie wissen, worum es geht, wenn nicht erkläre ich es. Das ist vor allem dann wichtig, wenn ich anschließende Aufnahmen fahre. Nur bedingt die Kontrollaufnahmen, sondern jene, die auf eine CD für den Schrank des Schülers kommen.
Bei Kindern (oft Grundschule) gehe ich den Text Zeile für Zeile durch. Zum einen für die Aussprache, zum anderen um zu erklären, worum es geht. Also Traurigkeit, Wut, Angst, Verzweiflung, Frustration, Freude, Liebe ... Ich erkläre den Text und gebe Beispiele aus dem echten Leben des Schülers, damit er nachvollziehen kann, worum es eigentlich geht. Gibt es ein Original (die Regel), trainiere ich das mit dem Original. Genaues Zuhören und Versuche zu kopieren ... ggf. selbst gewollte Atemzüge, falls das notwendig sein sollte. Falls es hilft, nutze ich dabei auch die Fantasie der Schüler (hpts. Kinder), die sich schnell in eine imaginäre Welt versetzen können.

Meist dauert es eine Zeit, bis die Schüler Gesang und Gitarrenspiel so miteinander verweben können, dass Feelings synchron rübergebracht werden können. Aber wenn das dann klappt, sind die leuchtenden Augen die beste Bezahlung, die man als Lehrer bekommen kann - und ein unglaublicher Schub des Selbstwertgefühls der Schüler.

Was den Cowboy Bill angeht. Tja, wie viele Kids spielen heute noch Cowboy & Indianer? Inzwischen ist so ein Cowboy-Lied einfacher mit Erwachsenen ;)

Ralf


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