Fingerpicking spielen

[Mika]

Hallo ‍♀️,

mit Akkorden Lieder begleiten klappt bei den meisten Lieder schon recht gut. Nun würde ich mich gerne ans Melodiespiel ranwagen.

Einfache Tabulaturen bei denen man immer nur einen Ton nach dem anderen spielt klappen mit Übung sehr gut. Aber wie lerne ich Melodien bei denen ich teilweise mehrere Seiten gleichzeitig mit unterschiedlichen Fingern spielen muss und dies dann so schnell zu wechseln. Ich hoffe man versteht was ich meine.

Gibt es Tipps wie man sowas am besten und effektivsten üben kann? Ich bin ziemlich überfordert beim üben

Vielen Dank schonmal

[Harald]

Meine Faustregel dazu: die drei Bass-Saiten immer mit dem Daumen spielen, für die Diskant-Saiten feste Fingerzuordnung: G mit Zeigefinger, B mit Mittelfinger, E mit Ringfinger. Dann immer schön langsam anfangen und üben, üben, üben ...
Weiterer Tipp: mitunter ist es hilfreich, den kompletten Akkord zu greifen, statt nur die zu spielenden Saiten, man bekommt dann ein besseres Gefühl für die gesamte Harmonik.

[Mika]

vielen Dank!

Mein Problem ist eher das ich so schnell nicht mit dem Greifen nachkomme wenn es mehrere Seiten gleichzeitig sind.
Bei Akkorden geht es gut weil es feste Griffe sind die man einfach auswendig lernt und dann immer wieder nutzt.

Aber bei einem Lied mit Fingerpicking sind es ja ganz unterschiedliche Griffe und da muss ich teilweise nach jedem Ton andere Finger auf andere Seiten setzen. Und wenn man dann zwei Seiten gleichzeitig greifen und spielen muss dann komme ich komplett durcheinander. Es stehen Akkorde drüber aber wenn ich diese Greife stimmt es nicht mit den Tönen die ich spielen muss.

Beispiel:
Bei dem ersten Takt im Foto steht G drüber. Aber wenn ich den G-Dur Akkord greife ist die h-Seite ja leer. Ich muss aber die h-Seite im dritten Bund schlagen. Und am Ende von dem Takt muss ich die h-Seite plötzlich im ersten Bund greifen. und im zweiten Takt plötzlich leer. Das passt ja alles nicht mit dem G-Dur Akkord.

[Kraich]

Hallo Mika, deine Frage beinhaltet viele Punkte.

Dritter Bund auf der h-Saite ist der Ton d und gehört tatsächlich zum G-Dur Akkord (besteht aus den Tönen g, h, d) und könnte für's Akkord begleiten bei G-Dur grundsätzlich auch gegriffen werden --- das aber nur nebenbei, dir geht es ja nicht um Liedbegleitung.


Ich finde für Fingerstyle Stücke ist es am Besten sich von den Griffbildern zu lösen.
Die Akkorde über den Takten in deinem Stück geben nur an, in welchem harmonischen Bereich man sich befindet. Interessant zu wissen, fürs Spielen ignoriere ich sie aber.
Ich vermute in einfacheren Stücken sollen sie dem Anfänger etwas Hilfe und Orientierung geben, wie man greifen kann, da einige Finger schon richtig sitzen und man nur wenig verändern muss. Später, in schwierigeren Stücken passt das dann aber auch nicht mehr, stehen dann auch oft nicht mehr darüber.


Vom Aufbau her wird in deinem Stück in den ersten drei Takten die Melodie auf der h-Saite und e-Saite gespielt.
In der Melodie sind mit e-Saite=Bund 0 und h-Saite=Bund 1 Töne enthalten, die nicht im G-Dur Akkord enthalten sind, aber eben für die Melodie benötigt werden. Ich vermute, dass es das ist, das dich etwas irritiert hat.

Am einfachsten spielst du zu Beginn erst einmal nur die Melodietöne, dann bekommst Du ein Gefühl für das Stück. Im 4. Takt ist die Meldoie z.B. auf der g-Saite.

Dann würde ich mir überlegen, wie ich die Töne im Einzelnen greife und welche ich zusammen aufsetzen würde. Komplizierte Fingersätze schreibe ich mir ins Stück hinein.
Im 1. Takt würde ich z.B. mit kleinem Finger und Ringfinger starten. Bei "froh" den Mittelfinger auf den 2. Bund setzen und gleichzeitig den Ringfinger lösen.
Danach Zeigefinger auf den ersten Bund der h-Saite ergibt sich dann fast von selbst.

Mit etwas Zeit und Übung wirst du die Finger automatisch setzen.

Wo es noch nicht ganz klappt einfach fragen.

Und dann vor allem langsam anfangen, schnell wird es mit der Zeit.

Ich hoffe, ich habe Dir ein paar Fragen beantwortet und bin nicht ganz an Deinen Fragen vorbei geschlittert.

Viele Grüße
Joachim

[HohesC]

Ergänzend zu der guten Beschreibung von Kraich noch der Tipp, das Stück in Teile, z.B. 1-2 Takte, zu zerlegen und diese einzeln (und natürlich erstmal langsam!) zu üben, bis du sie alle flüssig spielen kannst. Erst dann setzt du die Parts nach und nach zusammen.