Auswendig spielen

[Kalle]

Hallo ihr Lieben!

Eigentlich klappt das ja schon ganz prima. Unter Vermeidung schwieriger Griffe habe ich inzwischen eine Menge Lieder in meinem Pepertoire, die ich halbwegs unfallfrei begleiten kann. Das Umgreifen klappt dank unermüdlichen Wiederholens auch immer besser und die ersten Picking-Versuche zeigen mir, dass ich auch hier nichts geschenkt bekomme.

Was mir aber ungeheuer schwer fällt, ist das Auswendigspielen

Selbst bei Liedern, die ich schon dutzende Male gespielt habe, weiß ich immer ziemlich genau, wann ich umgreifen muß, aber ich greife ganz oft den falschen Akkord.

Wie kann ich mein Hirn trainieren, den richtigen Ton vor dem Umgreifen zu erkennen, damit es meiner linken Hand den richtigen Weg weist? Kann man sowas überhaupt noch lernen, oder sind meine Synapsen schon so verkalkt, daß sich da nichts mehr verknüpfen kann

Hat jemand von euch 'ne Strategie? Oder wenigstens ein paar aufmunternde Worte

Schöne Weihnachten! Und macht's euch gemütlich

Kalle

[AsturHero]

hmmm..da ich noch ned viele Lieder kann (3 Stück) mach ich aber trotzdem folgendes:

VAriante 1) präg dir den Ton des Akkords gut ein, i.d.R. da du ja eh schon merkst/spürst, das ein Akkordwechsel stattfinden muss spürt man nach ner weile welcher Akkord dazu passt, weil man den jeweiligen Ton des Akkords im Kopf hat

Variante 2) so wie du ein Lied auswendig lernst, so lernst du auch die Akkordreihenfolge auswendig..
wenn man das in Komnination mit dem passenden Akkordton singt (also beim Auswendiglernen) bleiben die Akkorde gut im Kopf

also zB. Aaaa, Dddd, Gggg, Aaaa lol...iss zwar bescheuert aber mir hilfts

[HolausUS]

Hat jemand von euch 'ne Strategie? Oder wenigstens ein paar aufmunternde Worte

Strategie hab ich keine, weil ich noch läääääängst nicht so weit bin als du es schon bist. Das sind meine aufmunternden Worte

[Tina2010]

Hallo Kalle,

bei der Begleitung von vielen Liedern wiederholen sich die Akkorde, wenn du dieses "Wiederholungsmuster" findest brauchst du nur diese Sequenz zu lernen.

LG
Tina

[Jupp]

Hallo Kalle, genau das selbe Problem habe ich auch, manchmal übe ich obwohl
ich überhaupt keine Lust habe, bin unkonzentriert, stell dann nach kurzer Zeit das üben
wieder ein. Ich bin jetzt 50 da kann ich wohl nicht mehr alles so schnell umsetzen.
Hab heute mit der Familie Weihnachtslieder gespielt und gesungen und 2-3 mal auch nicht den richtigen Akkord gegriffen, ich arbeite weiter daran, ist auch ein gutes Kopftraining .

Gruß Jupp

[Kalle]

Eigentlich wehre ich mich immer dagegen, alles auf das Alter zu schieben. Wenn ich die jungen Leute so beobachte, stelle ich oft fest, das sie nicht wirklich fitter sind, sondern einfach nur viel lockerer mit ihren Unzulänglichkeiten umgehen.

Vielleicht wird man im Laufe der Jahre einfach immer selbstkritischer

@Jupp: Wenn du dich nur drei mal verspielt hast, dann hast du doch alles Andere richtig gemacht und bestimmt einen tollen Abend gehabt.

Ich war am letzten Samstag auf einem 50sten Geburtstag. Als der DJ zu vorgerückter Stunde seine Musikanlage einpackte habe ich meine Gitarre 'rausgeholt. Da habe ich mich mehr als 3mal verspielt, aber alle haben mitgesungen und Spaß gehabt. Mich nervt dann nur das ständige Ablesen vom Blatt.

Aber es ist ein großartiges Feeling, mit 20 Leuten zusammenzusitzen und gemeinsam zu singen

Gruß Kalle

[Jupp]

Auswendiglernen ist bei mir auch nicht mehr drin, ich muss schon vom Blatt ablesen,
und wenn ich meine Brille nicht dabei habe, brauch ich die Gitte erst gar nicht auspacken,
bei mir waren es heute nur 10 Leute die dabei waren, hab vor so vielen noch nie gespielt,
die waren sogar begeistert , trotz falsch gespielten Akkorden, dann war das ganze üben doch nicht um sonst.

[Kalle]

Klasse Jupp
Ob auswendig oder nicht ist letztendlich auch völlig egal. Wenn du am Ende das Gefühl hast, den Anderen hat's gefallen und sie kommen bei nächster Gelegenheit gerne wieder um dir zuzuhören oder vielleicht sogar mitzusingen ist das die allerbeste Motivation um weiter zu üben. Und ein ganz kleines bischen neidisch sind sie bestimmt außerdem

Gruß Kalle

PS: Pack dir eine Lesebrille in deinen Gitarrenkoffer

[karioll]

Da Auswendig lernen hängt nicht vom Alter ab, sondern welche Gedankenverbindungen man aufbauen kann, um sich etwas zu merken.

Hilfreich könnte es sein,
- wenn man weiß, welche Akkorde überhaupt in einer Tonart vorkommen können und welche eher nicht

- wenn man viel spielt, bemerkt man, dass es bestimmte Akkordverbindungen immer wider gibt--->Wiedererkennung erleichtert das Einprägen

- Die Songs sind oft in einem Vierer-Raster aufgebaut, also 8 oder 12 oder 16 Takte für die Strophe und auch für den Refrain. Diese 4er Gruppen wiederholen sich im Song.

- Wie es weiter oben stand, kann man deshalb gut lernen, wenn man sich nur z.B. 4 merkt, wenn die dann wiederholt werden, oder man lernt die 8 er Gruppe, dann kommen 4 andere, dann wieder die erste Zeile ....u.s.w

- Weiter oben stand der hilfreiche Trick mitzusingen wie die Akkorde heißen, die man gerade spielt, statt dem Text des Songs.

- Es gehört dazu, einen Song im Zweifel hunderte Male zu spielen. Probieren: einen Song üben. dann am gleichen tag abends direkt vor dem Einschlafen noch einmal wiederholen, 1 oder 2x reicht. Und morgens direkt nach dem Aufwachen probieren, was auswendig noch gespielt werden kann. Jeden Morgen wird ein Takt dazu kommen, der im Gedächtnis geblieben ist.

- Wenn man die Akkorde selber raus hört, bleiben sie auch viel tiefer im Gedächtnis hängen, weil man sich tief und konzentriert mit dem Song befasst


Auswendig lernen führt dazu, dass man flüssiger spielt und den Kopf frei hat für andere Dinge, z.B. singen oder auf das Publikum zu achten, oder den Rhythmus einzuhalten. Sollte schon ein Ziel sein, es ist ein Teilaspekt des Gitarre-Spielens.

[VolkerB]

Hallo Ihr Lieben,

dann berichte ich mal von meinen Auswendigspielerfahrungen. Vor ziemlich genau vier Wochen habe ich mein Repertoir auf zwanzig Stücke eingedampft, die ich in allen möglichen Situationen auswendig vortragen können will. Bisher ist das Unternehmen ziemlich erfolgreich gelaufen. Ein einziges Lied hakelt noch etwas.

Wie gehe ich da ran? Zum Einen spiele ich meist täglich alle zwanzig Stücke, mindestens aber zehn bis fünfzehn. Dann nehme ich mir an einem Tag in der Woche mal ein Lied genauer vor. Ich höre und sehe mir das auf Youtube in allen verfügbaren Coverversionen rauf und runter an. Das gibt eine Menge Ideen für die Spielweise.

Dann hab ich den Text immer griffbereit bis ich den auswendig kann. So wie man halt auch ein Gedicht auswendig lernt. Ich versuche, mich in die Geschichte des Liedes reinzudenken. Daher fällt es mir leicht, auch längere Texte auswendig zu lernen.

Die Akkordprogression schreibe ich mir auf ein Post-It und kleb das auf den Gitarrenkorpus, wenn's schwierig ist. Zur Zeit habe ich "Streets of London" in Arbeit. Die Akkordfolge mit einem angepaßten Zupfmuster will sich mir nicht so recht einprägen. Das wird noch ein paar Wochen dauern.

Was in der Praxis eben leider nicht immer funktioniert, ist ablesen. Auf der Bühne mit Notenständer (beleuchtet) ist das kein Problem. Spielst Du aber im Kreis von Familie, Freunden und Bekannten, kennt nicht jeder der mitsingen will, die Lieder. Und zu zweit in die Noten/Texte/Chords schauen und Gitarre spielen geht nicht. Selbst das gut gemeinte "Ding" (ich hab die große Version mit Noten) ist wegen des kleinen Drucks und der unmöglichen Handhabung praxisuntauglich.

Daher laß ich die Mitsinger an meine Text-/Akkord-hefte und spiele selbst auswendig.

Ansonsten kann ich mich meiner Vorrednerin nur anschließen.

Viel Spaß und Erfolg beim Auswendigsingen.

Volker

[Kalle]

...und den Kopf frei hat für andere Dinge, z.B. singen oder auf das Publikum zu achten, oder den Rhythmus einzuhalten.

Genau darum geht's mir Karioll. Danke für deine umfangreichen Erläuterungen. Ich werde an das Thema wohl etwas strategischer herangehen müssen.

@Volker: Ich glaube, so selbstdiszipliniert wie du bin nicht. Aber ich arbeite an mir

[Andreas]

Setz dich nicht zu sehr unter Druck mit dem Auswendiglernen von Liedern.
Als Anfänger sind wir einfach noch viel zu sehr mit den für uns immer noch neuen
Bewegungsabläufen beschäftigt.
Da bleibt nicht viel Platz für´s Auswendiglernen von Texten.
Geh einfach entspannt und mit Spaß an die Sache ran und irgendwann stellst du fest,
das die Textpassagen die du auswendig kannst, immer länger werden.

Wenn dann der größte Teil deines Gitarrenspiels aus dem Rückenmark kommt, ist der Zeitpunkt
gekommen, sich bewusst ein Repertoire draufzuschaffen.
Bei mir ist der Wunsch auch groß, vor Publikum ein möglichst großes Spektrum spielen zu können,
am liebsten noch heute.
Allerdings würde ich mich dann selbst unter Druck setzen und den Spaß langsam aus den Augen verlieren.
Meine Empfehlung: Lass dir Zeit! Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann eben Nächstes.

[karioll]

Setz dich nicht zu sehr unter Druck mit dem Auswendiglernen von Liedern.
Als Anfänger sind wir einfach noch viel zu sehr mit den für uns immer noch neuen
Bewegungsabläufen beschäftigt.

Gerade das Auswendiglernen macht frei, um sich mit den andern Aspekten des Spiels zu beschäftigen.

Natürlich immer in aller Ruhe, mit Spaß und ohne Druck. Wobei es auch positiven Druck gibt, z.B. einen Auftritts- oder Vorspiel-Termin.

[Kalle]

Nö - Druck mach ich mir nicht. Ich fänd´s nur schöner, wenn ich beim Spielen die Leute um mich herum anschauen könnte. Zusammen musizieren hat ja auch immer etwas mit Kommunikation zu tun. So aber hänge ich immer mit den Augen auf meinem Blatt und bekomm nicht so recht mit, ob die Anderen die Augen verdrehen, bereits eingeschlafen sind oder fröhlich mitsingen

Aber - und da gebe ich dir recht Andreas - das wird schon noch klappen. Easy going

Übrigens: Hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie man mit Motorrad und Gitarre verreisen kann? Ich befürchte, dass sich diese beiden Hobbys gegenseitig ausschließen

[Andreas]

Übrigens: Hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie man mit Motorrad und Gitarre verreisen kann? Ich befürchte, dass sich diese beiden Hobbys gegenseitig ausschließen

Da der Urlaub mit dem Moped nur eine Woche dauert, werde ich es gerade noch überleben.

[Ralf]

@Kalle

Eile mit Weile ...

Du wirst feststellen, dass du nach einiger Zeit viele Stücke einfach so auswendig spielen kannst, ohne groß nachzudenken, was jetzt für ein Akkord, ggf. Lick, kommt (alternativ Text) - und andere, bei denen du einen Spickzettel brauchst.

Und .. wie oben schon erwähnt, je öfter du einen Song spielst, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass er im Kopf und in den Fingern gespeichert ist

|| Moped & Klampfe
Hin und wieder sehe ich Moped/Motorradfahrer, die ein Gigbag umgeschnall haben

LG Ralf

[Lackwod]

Kalle, du brauchst Geduld. Ich habe auch nie gedacht, dass ich mal auswendig spielen könnte. Doch seit ich mich auf wenige (Fingerstyle)-Lieder beschränke

@VolkerB: danke für deinen Tipp irgendwo hier

und diese täglich durchspiele, kann ich inzwischen schon einige ohne Blatt spielen. Mein Repertoire (flüssig ggf auswendig) umfasst jetzt sieben Stücke, und zwei Neue sind immer in der Probe.
Das erste was ich jetzt auswendig lerne (so nebenbei) sind die schwierigen Passagen der neuen Stücke, wenn ich gerade mal wieder vierzig mal die sieben Takte gespielt habe. Irgendwann setzt sich dann der Rest dazu, und ich denke nicht mehr nach, dass ich im nächsten Takt in den 7. Bund muss oder so. Das automatisiert.

Und bei Akkordbegleitung, auch bei wenig gespielten Liedern, weiß ich irgendwie (meistens jedenfalls) welcher Akkord als nächster kommt.
Wie gesagt, du brauchst Geduld, irgendwann klappt es und schiebe bloss nix auf das Alter!!!
LG
Jürgen

[Röschen]

Hallo hier schreibt Röschen,ich hatte und habe immer noch die gleichen Schwierigkeiten wie du.Ganz einfache Lieder so wie Alle meine Entchen oder Hänsel und Gretel das Klappt wunderbar.Aber gerade jetzt zur Weihnachtszeit :Kling Glöckchen oder Bald nun ist Weihnachtszeit da geht es nicht so einfach das Auswendig spielen.Morgens geht das Einprägen noch am Besten.Oft wiederholen sich ja die Akkorde in jeder Zeile.Das kann man sich noch gut einprägen.Dann kommt aber der Refrain da stehen oft andere Akkorde und schon haue ich die Fehler rein.Ich nehme auch zur Sicherheit meine Blätter mit auch wenn ich es Auswendig kann.Man ist ja doch aufgeregt,spielt man vor vielen Gästen.

[Kalle]

... weiß ich irgendwie (meistens jedenfalls) welcher Akkord als nächster kommt.

Hallo Jürgen!

Bestimmt hast du recht. Irgendwann und mit permanentem Wiederholen wird sich das irgendwann automatisieren.
Das ist das, was ich aus euren Antworten und Ratschlägen immer wieder ´raushöre. Ich vertraue euch
@Röschen: Wir bleiben einfach ganz entspannt und üben fleißig weiter

LG Kalle

[Reinhold]

Dieses Thema wurde von mir jetzt ganz neu per Video innerhalb meiner YouTube Playlist zusammengefasst und teilweise noch ergänzt.

Den direkten Zugriff auf dieses Video findet ihr hier:
https://www.youtube.com/watch?v=l59ySkdHog8