Der Knackpunkt des "leise spielens" ist die "Kontrolle" über die Finger und die eingesetzte "Kraft" des Anschlags bzw. des Pickens.
Anfänger neigen dazu, mit "Brachialgewalt" die Saiten anzureißen. Dabei reicht ein kleines, fast schon, "drüber streichen", um der Gitarre einen Ton zu entlocken, sprich: die Saite zum schwingen zu bringen. Gleich ob mit den Fingern oder mit einem Plektrum. Das sehe ich jedes Mal im Unterricht ...
Der Daumen oder ein Finger "zieht" die Saite so, als ob ein Pfeil mit einem Bogen über hunderte Meter abgeschossen werden müsste. Ich sage dann meistens: "Stellt euch vor, ihr würdet eure/n Partner/in streicheln wollen ... oder euren Hund, Hamster, eure Katze. Meint ihr, ihm/ihr würde es gefallen, mit solcher Gewalt behandelt zu werden? Oder anderes Beispiel: Schreibt ihr mit Füller oder Kugelschreiber so, dass ihr wie irrsinnig auf das Papier drückt?"
Oder beim Spiel - oder eher Kampf - mit dem Plektrum. Hier sind es gleich zwei Faktoren: 1. Kraftaufwand wie im oberen Beispiel; 2. falsche Haltung des Pleks. Die Stellung Plektrum zur Saite ist bei Anfängern i.d.R. so "=". Auch hier wird die Saite gedehnt, als ob sie um den Hals gewickelt werden soll. Gern gesehener Effekt ist, dass das Plek in das Schallloch fällt (wohin auch sonst) oder auf den Boden bei E-Gitarren, weil die Finger das Dingen nicht mehr halten können, weil Hebeleffekt (man erinnere sich an den Physikunterricht: Hebelgesetz) wirksam wird. Man hält das Dingen so: "<" (≤). So streicht die Saite an den Seiten des Pleks vorbei (sowohl bei Down- als auch bei Upstrokes) und man bleibt nicht hängen.
Hinzu kommt noch, neben der seitlichen Neigung, die Neigung bei Schlagen/Anspielen/Picken (/| = Downstroke, |\ = Upstroke; |=Saite, /\=Plek). Bei diesen beiden Haltungen dürfte das hängen bleiben und Verlieren Vergangenheit sein.
Eigentlich sollte man darauf von ganz alleine kommen, was voraussetzt, dass wirklich "experimentiert" wird. Und das dauert eben nicht 5-15 Minuten sondern schon ein bisschen länger
Ralf
