Saiten für die Westerngitarre oder Akustikgitarre - also reine Stahlsaiten - hatten früher grundsätzlich den Nachteil, schon nach wenigen Stunden klanglich im Obertonbereich nachzulassen. So war es üblich, dass Bühnengitarristen vor jedem Auftritt neue Saiten aufzogen. Für den Amateur wäre das natürlich ein teures Vergnügen, wenn er jeden Tag oder auch nur jede Woche neue Saiten aufziehen würde. Glücklicherweise gibt es seit ein paar Jahren ein neues Herstellungsverfahren für Stahlsaiten, wobei die Saiten auf unterschiedliche Art und Weise eine durchsichtige Kunststoffummantelung bekommen.
Die bekanntesten Marken mit diesem Verfahren sind Elixir, D'Addario, Martin, Fender, Cleartone, Harley Benton, GHS, DR Springs und Yamaha. Obwohl diese Saitensätze zum großen Teil merklich teurer sind als herkömmliche Saiten, ist es trotzdem auf Dauer wesentlich günstiger, diese beschichteten Saiten zu kaufen. Rechenbeispiel: Ich habe früher - bei 3 Stunden täglicher Spielzeit - nach ca. einer Woche die Saiten gewechselt.
Ein normaler Satz kostete ca. 5,- €. Kosten für drei Monate = 60,- €. Mit Elixir-Saiten spiele ich locker mehr als drei Monate, ein Satz kostet ca. 20,- €. So gesehen habe ich in drei Monaten ca. 40,- € gespart, allerdings mit einem sehr großen Unterschied. Bei den herkömmlichen Saiten hatte ich schon nach drei Tagen das Gefühl, wechseln zu müssen, tat ich aber nicht, weil es mir einfach zu teuer gewesen wäre, außerdem auch noch zu viel Arbeit war... Bei den GoreTex-Saiten habe ich teilweise sogar erst nach vier, fünf oder sechs Monaten gewechselt... und war die ganze Zeit mit dem Klang zufrieden!
Eine preisliche Ausnahme bei den beschichteten Westensaiten bilden die Harley Benton Saiten vom Musikhaus Thomann. Dieser Satz kostet lediglich 4,90 Euro, was teilweise preiswerter ist, als ein unbeschichteter Markensatz. Nachdem ich einige Gitarren mit diesem Satz bespannt habe, kann ich sie durchaus auch für Anfänger empfehlen. Sie klingen ausgewogen und genügend brilliant, und halten auch mehrere Wochen den guten Sound.
Trotz aller Euphorie über diese ummantelten Saiten sollte man noch etwas berücksichtigen: Wenn man den Obertonbereich bei herkömmlichen Saiten mal mit 100% Höhenanteil bezeichnen würden, so hast du bei Elixir, D'Addario und Boston-Saiten "nur" gefühlte 90%! Das bedeutet also, du fängst bei weniger an, doch geht der Klangverlust dann innerhalb der nächsten Monate langsam auf ca. 60-70 % zurück. Die herkömmlichen Gitarrensaiten fangen so gesehen bei 100% an und gehen dann innerhalb von einer Woche auf 40-50%, sind also wirklich sehr schnell äußerst stumpf im Ton. Da mir diese 100% Höhen bei normalen Gitarrensaiten immer schon zuviel des Guten waren, bin ich also mit den GoreTex-ummantelten Elixir-Saiten mehr als zufrieden.
Ein Nebeneffekt der GoreTex-Ummantelung ist, dass diese Saiten kaum nervige Quietschgeräusche beim Gitarrespielen hervorrufen - ein Riesenvorteil für Gitarrenspieler, die die Angewohnheit haben, beim Griffwechsel über die Saiten zu rutschen! Ein weiterer Unterschied besteht in der Griffigkeit der Saitenoberfläche. Durch die beschichtete Oberfläche der Saiten fühlen sich diese nicht mehr ganz so rauh an, sondern eher wie angeschliffene Saiten, weil die Oberfläche einfach glatter ist. Diese Eigenschaft empfinden die meisten Gitarristen als vorteilhaft, doch ein Gegenbeispiel ist der australische Gitarrist Tommy Emmanuel, der auf meine Frage, warum er nicht diese neuen Elixir-Saiten spiele, antwortete, er hätte sie auch schon getestet - der Klang gefalle ihm sehr gut, doch er liebt diese rauhe Oberfläche der herkömmlichen Saiten. Da Tommy Emmanuel sowieso jeden Abend vor dem Konzert neue Saiten aufzieht, spielt der rapide Klangverlust dieser Saiten für ihn wirklich keine Rolle.